Das japanische Kino hat in den 50ern und 60ern massenhaft Besucher in die Kinos gelockt, und seitdem hervorragende Filme produziert. Leider sind viele der Filme bei uns weitgehend unbekannt. Ich präsentiere hier 10 Perlen des japanischen Kinos, von unterschiedlichen Regisseuren – einmal quer durch die Filmgeschichte: von den 50ern bis in die 2000er-Jahre.
-> Die Filmliste wurde für den Freitagsfilm zusammengestellt, hier eine kurze Liste für alle, die ins japanische Kino einen Einstieg suchen.
-> Die Filmtitel sind mit IMDB verlinkt, einfach anklicken für weitere Informationen.
Die Reise nach Tokio – Tokyo Monogatari (1953) von Yasujirō Ozu
kein Zweifel, einer der besten Filme. Warum? mein Pladoyer für Ozu; auch sehr sehenswert ist: Samma no Aji – Ein Herbstnachmittag 1962
Sieben Samurai – Shichinin no Samurai (1954) von Akira Kurosawa
Er war der Zeit voraus (1954!) v.a. im Storytelling, der Darstellung und Entfaltung der Charakteren und Kameratechnik! Es ist unbestritten einer der besten und im Westen bekannteste japanische Film. Manchmal etwas langsam, aber nie langweilig.
Auch: die verborgene Festung, 1958, dessen Story und Charakter Vorlage für den ersten Starwars waren. Keine Frage was ich lieber schaue… clevere Charakteren, witzig, spannend und in grossartiger Bildsprache erzählt.
The Burmese Harp – Biruma no tategoto (1956) von Kon Ichikawa
Ichikawa treibt eine starkt humanistische Motivation an Filme zu machen, wie etwa das Verarbeiten der geistigen Wunden des Krieges, oder die innere Zerrissenheit der Individuen im Krieg. Auch der konzeptuell radikalere Antikriegsfilm von Ichikawa: Nobi – Fires on the plain 1959 ist wärmstens zu empfehlen.
Harakiri – Seppuku (1962) von Masaki Kobayashi
Lassen Sie sich vom Titel nicht abschrecken (Selbstmord durch Bauchaufschlitzen), der Film ist eine Perle, in vieler Hinsicht: grossartiger Plot, tolle Schauspielleistung (Tatsuya Nakadai), tolle Darstellung innerer Welten. Visuel wird man mit richtig schönen Einstellungen verwöhnt und mit einer super Regie!
Ebenfalls äusserst sehenswert: Samurai Rebellion 1967 (ein «klassischer» Samuraifilm) und der gnadenlos schwermütige Antikriegs-Dreiteiler: Barfuss durch die Hölle – Ningen no jōken, 1959-1961)
Sword of Doom – Dai-bosatsu tōge (1966) von Kihachi Okamoto
Dies ist vielleicht der umstrittenste in der Liste. Er ist aber nicht nur Filmgeschichtlich sehr interessant als Vorgeschmack auf «New Hollywood», sondern auch klug gemachte und interessante Erneuerung des Samurai-Genres. Wer genau hineinfühlt erkennt auch wie Japan in der Zeit europäische Einflüsse intellektueller Moden (Existenzialismus, Nihilismus, Nouvelle Vague…) sehr organisch eingewoben wurden.
Der Aal – Unagi (1997) Spätwerk von Shōhei Imamura
Ein sehr schöner und vielschichtiger Film, dessen Anfang starke Nerven braucht… sind diese unverblühmt brutalen Szenen einmal vorbei, sieht einen sehr zarten und feinfühligen Film.
Wer sich für die Situation der Atombomenopfer von Hiroshima interessiert, dem sei der unverblühmt-bittere Film zu empfehlen (war ein absoluter Klassiker der sog. Atombombenliteratur): Kuroame – Schwarzer Regen 1989
Sonatine (1993) von Takeshi Kitano auch äusserst sehenswert: Hana-bi – Feurblume (1997)
Wer Takeshi nur von Takeshis Castle kennt sollte unbedingt einen seiner Filme schauen und sein Bild korrigieren. Takeshi hat grotesk-zarte Filme gedreht. Das Yakusa/Mafia/Gangster-Genre hat er zu einer postmodernen Erneuerung verholfen, indem er orientierungslose oder im-Leben-gestrandete Hauptdarsteller aufspielen lässt, die eine nachdenkliche postmoderne Athmosphäre evozieren.
Afterlife (1998) oder einen anderen Film meines Lieblingsregisseurs Hirokazu Koreeda: Still Walking (2008) I Wish (2011), After the Storm (2016) oder Like Father Like Son (2013). Nobody Knows – Daremo Shiranai (2004) ist natürlich ein Must! Wer Realismus (in der Darstellung/Regie) bevorzugt, wird mit Koreedas Filmen zufriedene Stunden haben! Afterlife verfolgt dabei eine sehr abstrakte Gedankenexperiment. Der Zweiteiler Daremo Shiranai basiert auf einer wahren Geschichte und hat einen bei seiner Eröffnung einen grossen Wirbel ausgelösst. Bei Koreeda spielen die Stars richtig gut auf, aber die wirklich verblüffenden und frisch-frechen Schauspielleistungen sieht man von den zahlreichen Kindern die in seinen Filmen im Zentrum stehen.
Twighlight Samurai – Tasogare Seibei (2002) von Yōji Yamada,
Dieser Film hat nicht nur ein Samurai-Revival ausgelösst, er fasziniert auch durch die toll ins Samurai-Genre verpackten Sozialthemen. Wer keine Samuraifilme mag siehe Tokyo Family, 2013, ein richtig gut gemachtes Remake von Ozus Tokyo Monogatari (siehe oben)
Tokyo Sonata (2008) von Kiyoshi Kurosawa
Ein Sehr gelungenes Sozialdrama über das zeitgenössische Japan, ein Vertreter des realistischen japanischen Filmes – unverblühmt, direkte Darstellung japanischer Realitäten.